Songwriting

Was macht gutes Songwriting aus? Diese Frage stelle ich mir in meinem eigenen Songwriting-Prozess, in dem ich momentan stecke, oft. Sind es die Reime, die Rhythmik oder schlicht und einfach die Geschichte, die erzählt wird?

Ich weiss es nicht.

Eine Anleitung, wie du in sieben Schritten zur erfolgreichen Liedermacherin wirst, gibt’s hier also nicht. Sorry. Aber was ich mit euch teilen will, sind drei meiner momentanen Songwriting-Lieblinge:

Ein aktuelles Beispiel ist John Mayer’s neuer Song «I guess I just feel like».

In dem Song zählt er verschiedene Dinge und Situationen auf, die sich für ihn eher negativ anfühlen oder nicht so sind, wie er sie sich vorgestellt hat. Er benutzt die Phrase «I guess I just feel like» während des Songs sechs Mal. Ganz zum Schluss endet er mit den Zeilen:

I guess I just felt like
Giving up today

Anstatt das Wort «feel» in der wiederholten Phrase zu benutzen, tauscht er es aus mit der Vergangenheitsform «felt». Diese winzige Änderung am Schluss bringt eine inhaltlich kraftvolle Wendung. Ein einziges, anderes Wort kommt einem Schritt aus der Hoffnungslosigkeit gleich.

 

In «Grow as we go», einem Song von Ben Platt über eine zerbrochene Liebe, wird jeweils die erste Zeile vom Refrain sprachlich leicht verändert:

I don’t think you have to leave…
You don’t ever have to leave…
Tell me you don’t wanna leave…

Ben ersetzt nur wenige Worte, die aber einen grossen Unterschied machen für das, was er damit sagen will. Sprachlich so subtil gelöst, dass es mir bei den ersten paar Mal, als ich den Song anhörte, gar nicht auffiel. Im ersten Refrain klingt das nach einer vorsichtigen Feststellung, im letzten hört man die Dringlichkeit und Verzweiflung, die in seiner Bitte liegt, dass sein Gegenüber nicht gehen soll.

 

Und  zum Schluss die wunderschöne Bildsprache im Song «Past Life» von Maggie Rogers. Ein Lied über Veränderung, die in jedem Leben automatisch passiert.

Oh, I could feel the shadow comin‘,
Straight on down the line,
Masquerading like you was a friend of mine…

Ich liebe diese Umschreibung, denn ich weiss genau, wie sich dieser Schatten anfühlt, der sich wie ein Freund verkleidet hat und sich langsam aber sicher in mein Leben schleicht.

 

Songs leben manchmal von ihren Reimen, von den Bildern, die sie malen oder den Geschichten, die sie erzählen. Von Wiederholungen, von Tiefgang, Witz und manchmal auch von ganz kleinen Wortspielereien, die die grosse Wendung einleiten.

Stevie Wonder hat gesagt:

Music, at its essence, is what gives us memories. And the longer a song has existed in our lives, the more memories we have of it

Welche Songs rufen bei euch automatisch tolle Erinnerungen hervor? Welche Songs sind bei euch textlich für immer abgespeichert? Was sind eure Songwriting-Lieblinge?

Lasst es mich wissen und teilt mit mir eure Lieblingszeilen und Formulierungen.