Musik ist für mich die Art und Weise, in der ich mich am besten ausdrücken kann. In meiner Musikalität und der Kreativität, die für mich durch das Singen zum Ausdruck kommt, erlebe ich Gottes Schönheit. Es ist einfach das, was ich am besten kann und am liebsten tue.
Ermutigt von meinem Umfeld und getrieben von einem langjährigen Traum, plante ich im vergangenen Jahr meine ersten eigenen Songs zu veröffentlichen. Also fing ich wieder an, Gesangsstunden zu nehmen, damit meine Stimme auch wirklich fit sein würde für die bevorstehenden Aufnahmen. Doch schon in der ersten Gesangsstunde wurden meine Pläne heftig durchkreuzt. Die Lehrerin sagte mir klar: «Deine Stimme ist nicht gesund. Du musst sie schonen.» Drei Monate absolutes Gesangsverbot. Wenige Wochen später wurde ihre Einschätzung ärztlich bestätigt. Es war, als würde mir der Boden unter den Füssen weggezogen. Wie konnte das sein? Erst noch voller Vorfreude und Tatendrang, musste ich nun all meine Pläne auf Eis legen. Ich sagte alle Einsätze und Events in diesen drei Monaten ab. Auch mein EP Projekt wurde bis auf weiteres verschoben und mein Job wurde stark beeinflusst, da ich musikalisch aussetzen musste. Ich begann in dieser Zeit an meiner Berufung zu zweifeln. Soll ich wirklich Musik machen? Denn ich hatte genau zu dieser Zeit so stark wie noch nie den Eindruck, dass Gott meine Berufung als Musikerin nochmals eindeutig bestätigte. Doch meine Realität sah komplett anders aus. Was, wenn ich nie wieder würde singen können? Was, wenn meine Stimme nicht gesund wird?
Woche für Woche sass ich bei unseren Events, Konzerten und im Gottesdienst in der hintersten Reihe und liess meinen Tränen freien Lauf. Doch genau da schien Gott mir neu zu zeigen, dass mein Wert nicht allein in meiner Stimme liegt oder in dem, was ich für ihn tue, sondern in mir als ganzer Person. Das habe ich gebraucht. Und gebraucht habe ich auch meine Freunde und Familie. Unzählige Leute haben Anteil genommen und diese Zeit gemeinsam mit mir durchgestanden. Zwar hatte ich manchmal das viele Nachfragen und Für-mich-beten-Lassen satt, aber es war für mich doch alles andere als selbstverständlich.
Inzwischen habe ich meine musikalische Tätigkeit wieder aufgenommen und bin in logopädischer Therapie. Meine Stimme und die Verantwortung, gut auf sie zu achten, ist ein Thema, das mich wohl ein Leben lang begleiten wird.
Ich hätte mir mein letztes Jahr ein wenig anders vorgestellt, doch der Prozess vom Nicht-singen, Auszuharren und Warten war und ist immer noch wertvoll für mich. Es erdet mich als Person, schleift meinen Charakter und setzt alles immer wieder in die richtige Perspektive. Es zeigt mir, was wichtig ist und dass ich mich voll und ganz auf mein Umfeld verlassen kann.
Leicht angepasster Artikel aus dem Magazin Amen.