An meinem Briefkasten klebt ein «Stopp Werbung»-Kleber und auch bei den bekannten Schweizer Grossverteilern habe ich – trotz Kundenkarte – die kostenlosen Werbezeitschriften abbestellt. So entgehen sie mir leider regelmäßig. Nein, nicht die Aktionen im Laden. Die Wortspiele in den Headlines dieser Werbeblätter. Kürzlich wurde mir aus familiären Kreisen ein ganz schönes Beispiel für Wortspielerei zugespielt: Eine Werbebeilage zum Thema Putzen mit dem phänomenalen Titel «Glanz & Kloria – Das Magazin für ein strahlendes Zuhause». Bei diesem Brainstorming in der Redaktion wäre ich sehr gerne dabei gewesen!
Ich gebe zu, wenn ich einen Friseursalon mit dem Namen «Love is in the Hair», «Kammbäck» oder «Haarwaii» sehe, kann ich mir das Schmunzeln nicht verkneifen.
Und so ist die Smartphone-Kamera schnell gezückt, wenn ich zum Beispiel in Thun stehe und den Friseur «Haarequai» erblicke. Doch als Besitzer von so einem Salon hätte ich den haarigen Firmennamen wohl schnell satt.
Auch in der Kunstszene wird natürlich großzügig mit den Wörtern gespielt. Intern bei Central Arts sprechen wir da – dank dem Slam Poeten Patrik Salmen – von «beliebigen Wortspielen mit Art». Doch so ganz davon distanzieren können wir uns nicht. Denn auch wir machen jährlich ein «CrowdFunThing» und organisierten die «ZUSAMMENKUNST». Aber das ist ja wohl etwas ganz anderes! Oder hätte die Idee, ein Kunstfestival im bündnerischen Bad Ragaz auf den Namen «Bad RagARTz» zu taufen, auch von uns stammen können?
Erfolglos habe ich übrigens versucht herauszufinden, warum wir Menschen so auf Wortspiele anspringen. Doch nur schon die Fachwörter von Wortspiel-Typen wie «Homophonie» oder «Poly-irgendwas» finde ich so semi spannend.
Wahrscheinlich ist an unserer Vorliebe für Wortspiele die Antike und die damals entstandene Schule der Rhetorik Schuld. Aber für Tattoostudio-Namen wie «Inksane» oder «Ink Tank» können die Philosophen von damals auch nichts mehr. Da müssen wir schon im 21. Jahrhundert dafür geradestehen.
Der Verein Deutscher Sprache gießt zur Wortspielthematik noch zusätzlich Öl ins Feuer und belohnt jährlich die besten Schlagzeilen. Klar schwingen da Wortspiele oben auf. 2020 waren zum Beispiel in den Top 5: «Krieg der Sternchen» als Titel zum Artikel über Genderthematik und «Der Fluchhafen» zum Berliner Flughafen. Lernt man das an der Fachhochschule? Und hat man bei der Headline-Suche wirklich genug lange nachgedacht, wenn am Schluss zum Thema «Verbot von Tattoos bei der Polizei» das Ergebnis «Tattoo-tata» lautet?
Oke, ein bisschen lustig ist das schon. Ach, ich bin ehrlich gesagt bei Wortspielen oft etwas ambivalent.
Klar könnte man simple schreiben «Das Oktoberfest 2020 ist wegen Corona abgesagt». Aber ich verstehe die Versuchung und den Entscheid in der Headline auf «Obgsagt is?» zu setzen.
Der Umgang mit Wortspielen ist ein schmaler Grat in der Kommunikation und das Pendel schlägt schnell von genial zu peinlich. Eine zusätzliche Feedbackrunde würde oft nicht schaden. Aber so gerne ich hier schreiben möchte «Tut es nicht!», wie trist wäre unsere Sprache ohne diese Spielereien. Und genau die flachen und dümmsten Wortspiele haben mich schon oft zum Lachen gebracht.
Aber allen Monikas die sich noch überlegen, einen Friseursalon aufzumachen: Nennt ihn nicht «Haarmoni»! Danke.