Verbinden und entwickeln

Ich bin fasziniert von dem Bild der Mangrovenwäldern. Die Mangrove ist eine der wenigen Bäume, die vernetzt mit anderen selbst in schlammigem Wasser Halt findet durch ihr stelzenhaftes Wurzelwerk. Als Überlebenskünstlerin gilt sie, da sie sich sogar in salzigem Wasser entwickeln kann, sie anderen im verbundenen Baumwurzelwerk Zucker und Wasser liefern kann, sowie «Salz-Stress» ausgleicht. Einfach nur wow!

Das was die Mangrove auf natürliche Weise tut, müssen wir als Menschen mühsam erarbeiten.

Nicht von allein passieren zwischen Menschen echte, standhafte Verbindungen.

Kommt man neu in eine Stadt, muss man sich das neue Netzwerk erst einmal erarbeiten.

Dabei weiß ich sehr gut von was ich rede – habe ich doch selbst schon um die 15 Umzüge hinter mir. Der Zauber des Neuen war doch häufig der Realität, dass man die entwickelten Freundschaften und Beziehungen nicht mehr so einfach pflegen kann, gewichen. Wenn einen das Studium, Jobs oder wie so oft auch die Liebe in weit entfernte Gefilde zieht, fängt man plötzlich wieder von null an.

Oder doch irgendwie auch nicht?!

Erst sehr viel später zahlte sich aus, dass ich in so ziemlich jeder Stadt irgendwelche Bekanntschaften habe. Da findet sich bei einem Tour-Termin immer irgendeine Couch für eine Nacht. Auch dann, wenn plötzlich die ganze Band mit auf der Matte steht.

In alten Fotobüchern bin ich vor kurzem über mein erstes Musical gestoßen, das ich bereits mit zwölf Jahren geschrieben und gemeinsam mit Freunden in meinem Kinderzimmer aufgeführt habe. Meine Leidenschaft für den Inhalt war mindestens genauso groß, wie meine Leidenschaft eine Plattform zu schaffen, dass sich Menschen begegnen können. Und dass sie wiederum der Kunst begegnen. Bis heute kann ich die Finger nicht davonlassen, obwohl es mich viele schlaflose Nächte, endlose To-do Listen und diverse Nervenzellen gekostet hat.

Aber genau wie bei den Mangroven liegt ein ungeheures Potenzial in Menschen, die Brücken bauen, die andere miteinander verbinden, so dass Neues entstehen kann.

Wie sagt man so schön? «Ah – du bist ein ‹Networker› …ein ‹Connector›?!» Und häufig stelle ich fest, dass dieses Verbinden auch zu einem Verbinden von Wunden führen kann. Ist jemand als Künstlerin oder Künstler vielleicht noch nie richtig wertgeschätzt worden, kann der Zugang zu einem Netzwerk, das mit Werten wie Wertschätzung, Gleichheit und einem wohlwollenden Füreinander geprägt ist, manchmal überlebensnotwendig sein.

Du kannst nie wissen, wie wichtig diese eine Verbindung, für die du eine Extrameile gehst, ist. Den Kontakt, den du zwischen zwei Leuten herstellt. Du sendest Bodenstoffe, Ermutigung, Vergebung und Versorgung weiter ins System.

So versteh ich auch Sätze aus der Bibel wie «Ihr seid das Licht und Salz der Welt.»

 

Wusstest du schon, dass wir uns über 6 Ecken kennen?

Das Kleine-Welt-Phänomen (englisch: small-world experiment) ist ein von Stanley Milgram 1967 erforschtes Prinzip, das besagt, dass man im Durschnitt über sechs Ecken jeden Menschen kennt. (Quelle Wikipedia)

Demnach hängen wir tatsächlich alle zusammen. Und doch müssen wir uns nicht selten genau daran erinnern.

Daher liebe ich es auch bei Central Arts als Verbinderin von Menschen tätig sein zu dürfen. In Business-Deutsch wird das Ganze etwas unromantisch «Projektmanagement» genannt. Für mich ist es aber weitaus mehr.

Denn dass ein Künstlernetzwerktreffen oder eine Kollaboration wirklich stattfindet, ist am Ende nicht nur ein Projekt, sondern ein vielschichtiges Personengefüge, das wie ein Orchester zur selben Zeit, am selben Ort und zum selben Zweck aufspielt.

Für mich ist Projektmanagement immer wieder auch ein «Friedensmomentum» zwischen Menschen, ein Signal an den zerstreuten Körper der Nationen, dass doch Verbindung über alle Konventionen hinweg oder auch Nationalitäten möglich ist. Wo gerade auch die Künste immer wieder beweisen, dass Alter, Herkunft, Hautfarbe keine Rolle spielen.

Sich mit andern zu verbinden, bringt Entwicklung hervor. Auf beiden Seiten.

Und sich zu entwickeln bedeutet wiederum, wie beim Wurzelwerk der Mangroven, dass man sich mit neuen Bäumen verbinden kann. Weil man plötzlich weiter reicht und weitergekommen ist.

Also, auf geht’s – come and connect with us!

 

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