Gute Idee!

Ich habe da so ’ne Liste. Also eigentlich sind es mehrere. Habe da ehrlich gesagt etwas den Überblick verloren. Teils digital in irgendwelchen Notiz-Apps (ja auch hier Mehrzahl), auf losen Fresszetteln auf meinem Schreibtisch oder in verstaubten Notizbüchern in Schubladen. Listen – das tönt irgendwie so schaurig strukturiert. Es handelt sich aber eher um chaotische Fragmente, Ideenschnipsel für mögliche Projekte, Formate, Texte, Szenen oder sonstige kuriose Gedankengänge. Sehr unkonkret und einfach frei nach dem Motto: «Damit ich es nicht vergesse!»

Gefühlt alle Schaltjahre schaue ich da mal wieder drauf oder notiere etwas. Je nach Stimmungslage und Selbstbewusstsein kommt dann der «Müsste man doch eigentlich mal anpacken»-Gedanke oder das «Was für eine doofe Idee»-Gefühl. Dabei bleibt es dann meistens und das Leben geht weiter. Warum eigentlich? 

Hier würde nun der klassische Blogtext mit den Top 3 Ausreden, welche einen davon abhalten, kreativ zu sein, folgen.

Doch dafür habe ich erstens keine Zeit, zweitens fehlen mir die Ressourcen und drittens die guten Ideen dafür. Darum schweife ich lieber zu den guten Ideen ab. Ich sehe die Headline schon bildlich vor mir: Wie rar sind sie wirklich?

Im Blick auf die Fernsehlandschaft oder allgemein die Medienbranche, dominiert seit einer Weile die Retro-Welle. Wir mussten uns (in unserem Podcast «Central Park») im Spätherbst 2021 auch nicht allzu weit aus dem prophetischen Fenster lehnen, um nach «Wetten, dass …?» auch die Wiederaufnahme vom Schweizer Samstagabendhit «Benissimo» vorherzusagen. So zynisch meine Gedanken dazu auch sind, ich schaue mir dann so eine Neuauflage selbstverständlich gerne an. Meist aber mit der ernüchternden Erkenntnis danach: So geil war es doch nicht.

Darauf folgt die Frage: Wo sind die neuen Konzepte und die mutigen, innovativen Ideen? Produktionen bei denen man merkt, dass hier ein Team eine Extrameile ging und auch kleine Details liebevoll gestaltet hat. Mir ist bewusst, wie anstrengend, risikoreich, ja gar frustrierend solche Produktionen sein können. Trotzdem bin ich froh, dass wir bei Central Arts es wenigstens versuchen, diese neuen Ideen zu finden. Wir haben es in einem unserer Werte so formuliert: «Wir lieben das Neue, setzen schnell um und glauben an die Zukunft. Ohne dabei jemals zu vergessen, welche Schätze die Kunst in der Vergangenheit hervorgebracht hat.» 

Dabei dachte ich kürzlich, dass der Charakter «Barney Stinson» aus der amerikanische Sitcom «How I Met Your Mother» diesen Wert wohl anders formuliert hätte. Bei ihm wäre aus «new is good» dann der Claim «new is always better» geworden. Zitat:

«New is always better! My oldest rule, which makes it the best.»

Immer besser ist das Neue wohl kaum. Aber frische Ideen haben wir in unserem Leben definitiv nötig, davon bin ich überzeugt. Ideen, die um zwei, drei Ecken mehr denken und das Potenzial besitzen, überraschende Gesichter hervorzubringen. Ich wünsche mir mehr Offenheit und Freude daran, mutig etwas auszuprobieren. Einfach einmal einen Stein der Umsetzung ins Rollen zu bringen und schauen, wie weit er rollt.

Von der konkreten Umsetzungsphase sind die Ideen auf meinen Listen noch weit entfernt. Vielleicht sollte ich sie zur Abwechslung einfach mal teilen. Ich könnte zum Beispiel eine Website «Ideen – Gratis zum Mitnehmen» aufsetzen oder meinem Team vor jeder Teamsitzung jeweils einen «Pitch der Woche» oder immerhin mal den «Pitch des Monats» präsentieren.

Gar nicht mal so eine schlechte Idee. Das schreibe ich mir gleich auf!

 

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