Zu behaupten, dass ich Fehler liebe, wäre kompletter Unsinn. Aber als Lerncoach – und Wortliebende – habe ich eine besondere Beziehung zu ihnen. Und die steckt schon im Wort selbst: Fehler sind nämlich ein Anagramm! Ordne ich die Buchstaben des Wortes Fehler neu, entsteht ein anderes: Helfer.
Ist das nicht irre? Im Fehler steckt der Helfer. Das ist nicht nur ein cooles Wortspiel, sondern für mich die weltbeste Haltung, um Weisheit statt bloßes Wissen zu erwerben. Und daher kommen hier ganz un-verschämt und un-heimlich meine allerbesten Business-Fehler. Weil ich ihre Lektionen echt nicht missen will.
Wir denken immer, wie müssten unsere Fehler verstecken. Ich sage: bloß nicht! Gehen wir richtig mit ihnen um, sind sie wie Dünger für unser persönliches Wachstum. Eine riesengroße Hilfe. Für einen selbst und vielleicht sogar, wenn es gut läuft, auch für andere. Daher: Willkommen, Ladies and Gentleman, zu einem Rundgang auf meinem Walk of Fame & Failure!
Fehler 1: Mit den falschen Leuten über meine Business-Idee reden
Feedback ist mittlerweile so anerkannt, dass man denken würde, es wäre an sich schon ein großes Glück. Aber ja, du ahnst es schon: Das gilt nicht immer. Manchmal ist es schlicht unqualifiziert und überflüssig, wenn es von den Leuten kommt, die a) von deinem Thema keine Ahnung haben und b) dir nicht wohlgesonnen sind.
Lesson learned: Der Start eines Unternehmens im Alleingang ist wirklich schon ein kleiner Kraftakt. Ich kann und will mich dann nicht noch mit emotionalen Bremsern abschleppen. Wenn ich also schon ahne, dass jemand nicht zu den wohlgesonnen Kraftspendern zählt (deren hilfreiche Kritik ja gern genommen wird!), dann wechsle ich möglichst elegant das Thema oder verabschiede mich freundlich – und freue mich, dass ich meine Nerven, Zeit und Aufmerksamkeit für die wichtigeren Dinge aufwende. Und wenn ich dann noch den inneren Kritiker stehen lasse, der fragt, wohin denn meine übliche Zugewandtheit verschwunden ist, gratuliere ich mir auch selbst nach dem Motto: Stay away from negative people. Hach. Gute Grenzen machen das Business-Leben leichter.
Mein Feier-Moment: Mit Freunden fantasieren
Demgegenüber ist es unfassbar großartig, mit den richtigen Leuten dazu zu brainstormen. Menschen in ähnlichen Situationen oder einfach die liebenswerten, verrückten Lebensbegleiter sind die idealen Business-Beschleuniger. Unvoreingenommen, mitdenkend und mit der richtigen Portion Humor und Hirngespinst entstehen oft die besten Ideen.
Fehler 2: Immer alles geben
Achtung, Anspruchsfalle und Analyseparalyse! Vielleicht schwimm ich mich da selbst grad noch frei. Ich bin zwar voller Ideen und sehe dann schon, wie wunderbar es sein wird – und will es aber gern gleich ganz richtig machen. Daher hab ich auch schon lange 3–5 tolle Angebote in der Schublade, ohne dass irgendwer davon weiß. Denn am liebsten hab ich’s gleich beim ersten Mal voll raus. Dabei ist das natürlich totaler Quatsch. Niemand ist beim ersten Versuch gleich ein Meister. Der kleine Exzellenzratgeber in mir ist dann manchmal nix anderes als die verkleidete Sorge, dass ich meine eigenen Ansprüche nicht genüge – und dann brauch ich gefühlt ewig … Ha. Das war ich jetzt aber mal sehr ehrlich. Sagte ich hier schon, dass ich nie aufhören will, selber zu lernen? Bingo.
Lesson learned: Gut ist gut genug. Sowieso fast immer. Aber vor allem für den Anfang von etwas Neuem. Und außerdem lebt es sich viel entspannter im ständigen Vollgas-Modus. Mein Mantra: Vollen Fokus auf eine Sache zur Zeit, 80 Prozent sind wunderbar – und los! Das übe ich weiter.
Fehler 3: Alles alleine machen
Das ist furchtbar anstrengend! Und auch kontraproduktiv. Denn man wird selbst zum Flaschenhals, an dem sich alle Aufgaben stauen. Wir sind nicht dafür gemacht, alles alleine hinzukriegen. Allerdings ist Hilfe holen in der Umsetzung auch manchmal etwas tricky. Zumindest am Anfang. Denn meiner bescheidenen Erfahrung und Beobachtung nach lernt man in der Selbstständigkeit besonders zum Start und dann immer wieder in Entwicklungsphasen unfassbar viele Dinge auf einmal. Und das ist auch gut so, wenn es das «eigene» Unternehmen bleiben soll, damit man weiß, was wie und warum passiert. Auch, damit man weiß, was man später an wen abgeben will. Das ist so. Und das ist Teil des Abenteuers!
Aber all das kann auch erstmal eine Überforderung sein. Und ich fand es gar nicht so leicht, da rauszukommen. Denn man ist ja so beschäftigt, dass man kaum Zeit findet, Hilfe zu suchen. Und dann weiß man oft auch gar nicht so recht, wo man die passende Hilfe findet. Und wenn man sie gefunden hat, kann es sein, dass man noch gar nicht so genau weiß, welche Fragen man stellen will, weil das im Kopf noch ziemlich unklar ist. Klingt abenteuerlich? Ohja. Aber das geht vorbei und es wird leichter. Es ist ein Prozess.
Lesson learned: Was mir in diesen Zeiten geholfen hat, war diese Entscheidung: Immer aktiv auf der Suche bleiben und nicht (!) aufgeben. Die Augen und Ohren offenzuhalten nach Tippgebern und Leuten, die weiter sind als man selbst, oder nach echten Experten in den Bereichen, in denen man Unterstützung braucht. Gott und Google befragen. Freunde. Kollegen. Weitersuchen. Denn eine Community von Gleichgesinnten ist einfach nur Gold.
Und so gesehen würde ich schon mal fröhlich sagen: Hallo, neue Fehler! Wenn ihr passiert, bin ich wieder bereit, die versteckte Hilfe in euch auszugraben.
Das ist eine gekürzte Form von Annetttes Blogtext «Meine besten Business-Fehler». Ursprünglich und in voller Länge erschienen auf: annettepenno.de