Du und ich – wir sind die Zukunft!

Es ist Anfang Jahr 2025 in Zürich. Ich höre gerade gespannt dem Zukunftsforscher Dr. Andreas Krafft zu. Er spricht direkt vor mir auf der Bühne über sein Fachgebiet, die Hoffnung. Etwa im selben Moment wird auf der anderen Seite der Erde ein Typ als Präsident vereidigt, der bei Millionen von Menschen für Fassungslosigkeit und Hoffnungslosigkeit sorgt. 

Derweil tobt auf dem Kontinent, auf dem ich lebe, seit drei Jahren ein nicht enden wollender Angriffskrieg. Ganz zu schweigen von den Regierungskrisen in zahlreichen europäischen Ländern. Oder den weltweiten Konfliktherden und humanitären Katastrophen, die teilweise schon seit vielen Jahren und Jahrzehnten schwelen und die es wegen ihres scheinbaren Überforderungspotenzials nur noch als Randnotizen in unsere Zeitungen schaffen.

Der ganz normale Wahnsinn eben.

Meine Gedanken wandern rund eineinhalb Jahre zurück. Ich war damals im Sommer 2023 – nach über einem Jahr russischen Angriffskriegs – mit meiner Gefühlslage als Songwriter überfordert.

Auf der einen Seite war ich überzeugt, mich für das Thema Frieden einsetzen zu wollen und war gerade daran, einen Friedenssong zu schreiben. Doch auf der anderen Seite kämpfte ich innerlich mit der Frage nach der Sinnhaftigkeit und der Relevanz meiner Kunst – und Kunst generell.

Wie um Himmels Willen sollte Kunst etwas ausrichten können gegen die übermächtige Aussichtslosigkeit auf Frieden? Und was mich betraf: War es nicht ein Hohn, mit meiner frommen, privilegierten, männlichen Sicht von irgendeinem Frieden in der Zukunft zu sprechen, wenn im Hier und Jetzt Menschen litten und an Leib und Leben bedroht waren?

Die Zeiten wurden seit jenem Sommer 2023 nicht wirklich heller. Im Gegenteil. Interessanterweise wurde meine Überzeugung für die Wichtigkeit von Kunst als Friedensbotschafterin jedoch größer. Und auch meine Hoffnung. 

Andreas Krafft, der Hoffnungsspezialist, findet direkt vor mir gerade Worte dafür:

Um Hoffnung entwickeln zu können, müssen wir zunächst die Abwesenheit von Hoffnung erleben. Ohne Hoffnungslosigkeit also keine Hoffnung.

Ich lande in meinen Gedanken beim italienischen Politiker und Schriftsteller Antonio Gramsci, dessen Geist trotz über eines Jahrzehnts in Gefangenschaft unter den Faschisten nicht gebrochen werden konnte. Sein Leitspruch war stets:

«Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens». In anderen Worten: Wir sollten die Welt kritisch betrachten, sie uns nicht schönreden. Aber in einem zweiten Schritt sollten wir die Welt zum Guten verändern.

Hier landet auch Andreas Krafft. Er erzählt von seinen zahlreichen Studien und den wunderbaren Wünschen, die gerade junge Menschen an die Zukunft adressieren. Nur um dann im nächsten Zug gerade wieder hoffnungslos zu werden, weil sie nicht wirklich daran glauben, dass ihre Träume von Gesundheit, Harmonie, Gleichheit und Diversität wirklich Realität werden können.

Wie kommen wir aus dieser Spannung heraus? Welche Botschaft sollten wir gerade jungen Menschen heute weitergeben? Andreas Krafft zieht aus seinen Studien ein deutliches Fazit:

Wir sollten uns und junge Menschen immer wieder daran erinnern, dass die Zukunft nicht etwas ist, was auf uns zurollt. Das führt zu Passivität und je nach Größe der Zukunftswelle, die da auf uns zurollt, zu Panik. Vielmehr sollten wir vermitteln, dass wir die Zukunft sind. Das macht uns aktiv. Und daraus kann sich eine Willenskraft entwickeln, die irgendwann sogar in Hoffnung mündet.

Hast du gehört? Die Zukunft kommt nicht einfach auf uns zu. Du und ich, wir sind die Zukunft! Mit unserem Mitgefühl, unserem Optimismus, unseren Träumen und Plänen, unserer Willens- und Vorstellungskraft, aber auch unserer konkreten Arbeit, unserer Hilfe, unserer Kunst, unserer Tatkraft können wir Zukunft sein. 

Solltest du in nächster Zeit hoffnungslos sein, dann guck einfach mal länger in den Spiegel. Falls nötig mit einer guten Freundin, einem guten Freund. 

Sieht die Zukunft nicht großartig aus?

 

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