«In Zeiten, wenn nichts sicher scheint, bist du meine Sicherheit. Wenn Angst mich in die Enge treibt, brichst du mit deiner Liebe ein.»
Das erste Mal, als diese Zeilen über meine Lippen kamen, waren wir mitten in der Corona-Krise. Nach 13 Jahren im Ausland fand ich mich zurück in Deutschland wieder, ohne einen konkreten Plan, wie es beruflich weitergehen sollte. Zwei Jahre zuvor erlitt ich während meiner Tätigkeit als Worshipleiterin ein heftiges Burnout, das für mich das Kapitel «London» (meine damalige Wahlheimat) abrupt beendete. Dieses Ereignis hatte nicht nur vieles in mir, sondern auch einige meiner Lebensträume «ausgebrannt». Fragen um meine Identität und Berufung trieben mich um. Der Gedanke, wieder in eine Position mit größerer Verantwortung zu gehen, war für mich ein rotes Tuch. Der Angstpegel im Innen und Außen schien täglich weiter nach oben zu klettern und ich konnte irgendwie nur zusehen, wie ich mich mehr und mehr in eine dunkle Ecke gedrängt fühlte. Mein Tagebuch füllte sich mit Fragen. Adressat: Gott.
Zwischen Gedankenkarussell und Gefühlschaos passierte es immer wieder:
Ich hörte auf zu reden und fing an, all meinen Frust, meine Angst, meine Fragen einfach zu singen. Ungefiltert. Echt. Verletzlich. Brutal ehrlich. Nichts beschönigend.
Als ich dieser Ehrlichkeit mehr und mehr Raum gab, erlebte ich, dass sich nach meinem «Auskotzen» bei Gott ein Frieden über mich legte, den ich gar nicht so recht beschreiben kann. Es war keine Euphorie darüber, dass jetzt bald all meine Probleme gelöst sein würden, sondern mehr dieses leise Flüstern: «Ich bin da. Auch im Chaos.» Und meine Seele atmete auf. Ich musste nicht mehr kämpfen, sondern durfte einfach sein. Und aus so einem Moment heraus ist der Song «Sicherheit» entstanden, den ich vor knapp drei Wochen veröffentlichte.
Dieses Lied fühlt sich für mich wie eine Muschel an, deren Perle ich jetzt anderen Menschen zeigen darf. Noch etwas vorsichtig und zaghaft. Perlen werden ja durch viel Irritation und Schmerz geformt, entwickeln aber erst dadurch den wunderschönen Perlmuttglanz. Eine Erinnerung für mich, dass hinter vielen Songs, Gedichten, Bildern, Fotos und Performances von anderen immer eine tiefere Geschichte steckt, die oft genau durch menschliche Verletzlichkeit ihre Kraft entfaltet.
Jon Foreman, Sänger der Band Switchfoot, sagt:
«Der Künstler ist eine Brücke zwischen Verzweiflung und Hoffnung.»
Kürzlich schrieb mir eine Frau: «Die letzten Tage ging es mir psychisch nicht so gut. Und dann hab ich an einem Abend dein Lied angehört. Ich habe richtig gespürt, wie Gott mir dadurch neue Kraft und Freiheit gegeben hat. Seitdem geht es mir besser. Danke für das Lied!» Das hat mich tief bewegt und daran erinnert, dass wir Kunst brauchen, die «nicht nur zu uns, sondern für uns spricht», wie die Autorin Sheila Davis schreibt.
Welcher Ausdruck schlummert in dir, den die Welt um dich herum hören, sehen oder spüren muss? Welches Kunstwerk traust du dir bis jetzt noch nicht mit anderen zu teilen?
Warte nicht, sondern gehe heute den ersten kleinen Schritt! Auch wenn es nur für eine Person ist, die diese Brücke von der Verzweiflung hin zur Hoffnung braucht.